gestern
Nach 1973 gab es große Hoffnungen vor allem bei der revolutionären Linken, die Militärdiktatur rasch vertreiben zu können. Man sammelte Geld für den Widerstand der linken Parteien und Organisationen.
heute

Jeder Protest hat eine Vorgeschichte. Als 2011 die Studie-rendenproteste begannen, setzten sie sich furchtlos der Polizeirepression entgegen. Viele von ihnen hatten eine Geschichte aus ihrer Familie mit im Gepäck, als politische Gefangene geächtete Familie oder gar Verschwundene, Oma, Opa, Tante, Onkel zu betrauern, die bis heute im Gedächtnis sind. Der Widerstand der Student*innen und der Pinguine, so genannt wegen ihrer Schuluniformen, riss alte Wunden wieder auf.
Die Vergangenheit lebt weiter. Ihr Fokus richtete

sich auf das extrem unsoziale Bildungssystem, das neoliberal seit der Pinochetverfassung privatisiert wurde. Es gibt zwar staatliche Schulen, die keine Gebühren kosten, aber mit deren Abschlüssen schafft man nicht die Aufnahmeprüfungen für die guten Universitäten, die wiederum nicht so hohe Gebühren verlangen. Private Schule nehmen Schulgeld, ab etwa 200,-€ pro Monat aufwärts.
Die Anführer*innen der Studierendenbewegung 2011 sind wieder da, als politische Führungskader in den aufploppenden Protesten der Frauen am 8. März und nach dem Aufstand im Oktober 2019.
Als die Metropreise um 0,30 Cents angehoben werden, platzt

den Schüler*innen der Kragen, das Fass kommt zum Überlaufen. Metrostationen werden gestürmt, und es beginnt eine Zeit der riesigen Manifestationen auf der Straße gegen das neoliberale Wirtschaftssystem und die herrschende Klasse.
Die gestürmte Metrostation „Baquedano“, ein zentraler Platz und Verkehrsknotenpunkt in Santiago, wird zum Treffpunkt des Widerstands. Von dort gehen die großen Kundgebungen und Protestmärsche los, so wie es schon während der Unidad Popular der Fall gewesen ist. Der Platz wird umbenannt in „Plaza de la Dignidad“, Platz der Würde“.