verantwortlich: Unidad Juvenil Antifascista Neu Isenburg bei Frankfurt
Die Unidad Popular (UP) hatte eine sehr populäre und sinnvolle Maßnahme durchgesetzt, als per Dekret jedem Kind ein halber Liter Milch pro Tag ausgeteilt wurde. Daran knüpften nach dem Putsch viele Solidaritätsaktionen an. Zum Beispiel trug die bundesweite Spendenkampagne der Münsteraner KSG zugunsten des Solidaritätsvikariates der kath. Kirche in Santiago, die wichtige Menschenrechtsarbeit leistete, den Titel „Chiles Kinder hungern“. 1974 gründeten deutsche und chilenische Frauen in Frankfurt die Kinderhilfe Chile, in der sich bis 1984 23 Kinderhilfe-Organisationen in verschiedenen Ländern Europas vernetzten. Damit wurden nicht nur Kindergärten für die Kinder von politischen Gefangenen unterhalten, sondern wichtige Strukturen innerhalb der Widerstandsgruppen geschaffen.
1987 ging es insbesondere um die Aufnahme von 14 durch die Todesstrafe bedrohten Gefangenen, die im Kontext des gescheiterten Attentates auf Pinochet 1986 verhaftet worden waren. Initiator der Kampagne war die „Aktion zur Befreiung der politischen Gefangenen“, die kurz nach dem Putsch von Helmut Frenz in Berlin gegründet worden war. Die Bundesregierung lehnte die Aufnahme ab.
Insgesamt waren die Aktionsformen der Solidaritätsbewegung von Kreativität und Vielfältigkeit gekennzeichnet. Konzerte mit beliebten Musikgruppen wie Quilapayun, Inti-Illimani, Illapu, Angel Parra u.a. oder Ausstellungen und Wandmalereien an öffentlichen Plätzen prägten eine ganze Generation Internationalist*nnen.
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Der künstlerische Ausdruck sozialer und politischer Proteste zeigt sich auch in den Studierenden-bewegungen durch Graffities, pasteups, Skulpturen, Wandmalerei, so wie es die chilenische Linke schon immer gemacht hat. Musik und Bilder öffnen die Herzen der Menschen. Der perro matapacos , der Hund, der Bullen tötet, war schon zum Maskottchen während der Studierendenproteste 2011 geworden. Es handelte sich um einen Straßenhund, der sich furchtlos gegen die Wasserwerfer mit Tränengas stellen wollte. Er wurde vielfach nachgebildet im Estallido 2019 und wurde zum Symbol der Bewegung. Auch andere populäre Figuren wie Tía Pikachú fanden ihren Weg in die Proteste und wurde zu Lieblingen der Straße.
Eine Woche Veranstaltungen vom Chile – Komitee Stuttgart, Comite Salvador Allende, Naturfreunde
Nach 1973 gab es große Hoffnungen vor allem bei der revolutionären Linken, die Militärdiktatur rasch vertreiben zu können. Man sammelte Geld für den Widerstand der linken Parteien und Organisationen.
KBW – Weg mit der Konterrevolution
Der Kommunistische Bund Westdeutschland war eine maoistische K-Gruppe von 1973 bis 1985. Die Solidaritätsbewegung durchzog alle linken Strömungen von der radikalen Linken bis hin zu kirchlichen Gruppen und Verbänden. Marxistisch-leninistische K-Gruppen waren ebenso vertreten wie die DKP und ihr nahestehende Organisationen, Trotzkisten, Sozialdemokraten, Jusos, die Falken, unabhängige Gruppen bis zu den Grünen, die sich 1980 gegründet hatten.
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Die Geschichte der Repression jeglicher Proteste ist lang. Der
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Zerschlagung der Unidad Popular durch das Militär konnte eine unbewaffnete Bevölkerung nichts entgegensetzen. Die Polizei als Militäreinheit in Chile organisiert hat eine lange Tradition in Repression und gewalttätiger Niederschlagung von Protesten. Seit 1983 gingen wieder Menschen auf die Straße, auch wenn es verboten war, um gegen die Militärdiktatur zu protestieren. Auch 2019 verfehlt der Einsatz von Wasserwerfern und Gummigeschossen nicht seine Wirkung. Dies ist die Geburtsstunde der „Primera Linea“, Männer und Frauen jeden Alters, die sich der Polizeigewalt entgegenstellen, damit die Demonstration laufen kann.
Eine Welle der Solidarisierung ist spürbar und tausendfach dokumentiert. Der Preis ist hoch. Die Polizei zielt gnadenlos auf Augenhöhe mit ihren Gummigeschossen und viele verlieren ihr Augenlicht. Massenhaft bildeten sich Sanitätseinheiten, um den Verletzten zu helfen.
Die Mehrzahl der politischen Gefangenen erlitt die Folter, an die tausende wurden ermordet. Vielen drohte die Todesstrafe im Rahmen einer Militärjustiz, die ihren Namen nicht verdient. Einige Solidaritätskomitees setzten alle Kraft darein, über diplomatische Beziehungen, die Freiheit der Gefangenen zu erwirken. In den meisten Fällen blieben diese Bemühungen erfolglos, da es ein bisher unaufgearbeitetes Gentlement Agreement zwischen der bundesdeutschen Regierung und der Militärjunta gab. Es einte sie ihr Antikommunismus, der unbedingt die Einreise der „linken Gewalttäter“ verhindern wollte.
Die Chile-Koordination Bonn, ein typisches Beispiel für die Vernetzung der diversen Solidaritätsgruppen einer Stadt oder Region in den70er Jahren, initiierte die bundesweite Kampagne, zum Tode verurteilten Chilenen in der BRD Asyl zu gewähren.
Asyl wurde am Anfang nur Menschen gewährt, die es in Chile in die deutsche Botschaft geschafft hatten. Ab 1973 stellte man seitens der BRD ca. 2500 Aufnahmeplätze bereit, von denen aber nur die Hälfte vergeben wurde, weil sich alle politischen Flüchtlinge aus Chile einer sog. Sicherheitsüberprüfung unterziehen mussten. Die meisten Flüchtlinge kamen ab 1975 zwar per Asylverfahren, aber nicht über das offizielle Kontingent in die BRD, bis zu Beginn der 80er Jahre etwa 4000 Chilen*nnen.
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Die Geschichte der Repression jeglicher Proteste ist
Foto: B. Imholz
lang. Der Zerschlagung der Unidad Popular durch das Militär konnte eine unbewaffnete Bevölkerung nichts entgegensetzen. Die Polizei als Militäreinheit in Chile organisiert hat eine lange Tradition in Repression und gewalttätiger Niederschlagung von Protesten. Seit 1983 gingen wieder Menschen auf die Straße, auch wenn es verboten war, um gegen die Militärdiktatur zu protestieren. Auch 2019 verfehlt der Einsatz von Wasserwerfern und Gummigeschossen nicht seine Wirkung. Dies ist die Geburtsstunde der „Primera Linea“, Männer und Frauen jeden Alters, die sich der Polizeigewalt entgegenstellen, damit die Demonstration laufen kann. Eine Welle der Solidarisierung ist spürbar und tausendfach dokumentiert. Der Preis ist hoch. Die Polizei zielt gnadenlos auf Augenhöhe mit ihren Gummigeschossen und viele verlieren ihr Augenlicht. Massenhaft bildeten sich Sanitätseinheiten, um den Verletzten zu helfen.
Ángel Parra (1943 bis 2017) war der Sohn von Violeta Parra, Sänger und Songwriter; mit seiner Schwester Isabel Parra verbreiteten sie zusammen das „neue chilenische Lied“ in der Solidaritätsbewegung und machten es so als Botschafter einer anderen Welt bekannt.
Anlässlich des 45. Jahrestages der Sozialistischen Partei veranstaltete das Tübinger Chile Komitee ein Solidaritätskonzert.
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Der Aufstand 2019 wurde bestärkt durch eine Neueinspielung des berühmten Liedes des 1973 im Stadion von Santiago de Chile ermordeten Sängers Victor Jara: „El derecho de vivir“. Es wurde zur Hymne der Kämpfe, verteilt und gehört vor allem über Internet.
Die Frage der internationalen Kapitalverflechtungen begleitete die Bewegung von Anfang an und machte auch ihren internationalistischen Charakter aus. Man deckte detailliert die Verbindungen deutscher Konzerne mit der chilenischen Wirtschaft auf und skandalisierte damit die de facto Unterstützung der bundesdeutschen Regierung unter Kanzler Kohl einer menschenrechtsverachtenden Diktatur. Kapitalinteressen standen im Vordergrund bundesdeutscher Außenpolitik, so die Kritik. Alle aufgezählten Konzerne auf dem Plakat, insbesondere Bayer mit seiner Düngemittelproduktion hatten wirtschaftliche Interessen in ganz Lateinamerika, nicht nur in Chile, und begrüßten daher die Beseitigung der Unidad Popular (UP). Die damit verbundenen Menschenrechtsverletzungen nahmen sie dafür in Kauf. Doch der Solidaritätsbewegung ging es nie allein um Menschenrechte, sondern wesentlich um einen internationalistischen Kampf, der zwei Fronten hat. Als Beispiel sei hier konkret die Kampagne gegen U-Boot Exporte der Howaldwerft in Kiel genannt. 1980 hatte die BRD beschlossen, zwei U-Boote inklusive Torpedos für 300 Mio DM zu liefern. Dagegen entwickelte sich eine breite bundesweite Kampagne „Keine U-Boote nach Chile“, die im September 1982 in der Besetzung der Schwimmdocks ihren Höhepunkt fand. Trotz massiver Proteste wurden die U-Boote im Frühjahr 1984 ausgeliefert.
ASK Antiimperialistisches Solidaritätskomitee Frankfurt. Die Frage der internationalen Kapitalverflechtungen begleitete die Bewegung von Anfang an und machte auch ihren internationalistischen Charakter aus. Man deckte detailliert die Verbindungen deutscher Konzerne mit der chilenischen Wirtschaft auf und skandalisierte damit die de facto Unterstützung der bundesdeutschen Regierung unter Kanzler Kohl einer menschenrechtsverachtenden Diktatur. Kapitalinteressen standen im Vordergrund bundesdeutscher Außenpolitik, so die Kritik. Alle aufgezählten Konzerne auf dem Plakat, insbesondere Bayer mit seiner Düngemittelproduktion hatten wirtschaftliche Interessen in ganz Lateinamerika, nicht nur in Chile, und begrüßten daher die Beseitigung der Unidad Popular (UP). Die damit verbundenen Menschenrechtsverletzungen nahmen sie dafür in Kauf. Doch der Solidaritätsbewegung ging es nie allein um Menschenrechte, sondern wesentlich um einen internationalistischen Kampf, der zwei Fronten hat. Als Beispiel sei hier konkret die Kampagne gegen U-Boot Exporte der Howaldwerft in Kiel genannt. 1980 hatte die BRD beschlossen, zwei U-Boote inklusive Torpedos für 300 Mio DM zu liefern. Dagegen entwickelte sich eine breite bundesweite Kampagne „Keine U-Boote nach Chile“, die im September 1982 in der Besetzung der Schwimmdocks ihren Höhepunkt fand. Trotz massiver Proteste wurden die U-Boote im Frühjahr 1984 ausgeliefert.
Erich Wulff warb mit seinem Namen um Spenden; er war ein berühmter Psychiater und Professor an der damals neu gegründeten Sozialpsychiatrie in Hannover, der vor der Psychiatriereform schon die Türen einer geschlossenen Abteilung geöffnet hatte. Er war für sein Engagement in der antiimperialistischen Vietnam- und Friedensbewegung bekannt.
Amnesty International – 5 Jahre Diktatur 1978
Amnesty International engagierte sich von Anfang an gegen die Menschenrechtsverletzungen in Chile. Helmut Frenz war Vorsitzender der deutschen Sektion und bis zum Putsch evangelischer Bischof in Santiago gewesen. Er hatte sofort nach dem Putsch zusammen mit der katholischen Kirche das Comité por la paz (Friedenskomitee) gegründet, um gegen die Junta vorzugehen. Dieses wurde umgehend aufgelöst und Helmut Frenz wurde nach einer Europareise die Einreise nach Chile verboten. Er gründete daraufhin in Berlin die „Aktion zur Befreiung der politischen Gefangenen“, die wichtige Unterstützungsarbeit leistete. Viele Ortsgruppen von Amnesty International machten die Anklage des Terrors der chilenischen Junta zu ihrem Schwerpunkt.
heute
Die deutsche Sektion Amnesty International bemüht sich bis heute erfolglos die noch lebenden Verantwortlichen für die Verbrechen in der Colonia Dignidad vor Gericht zu bringen. Es handelt sich um eine deutsche Kolonie aus den 50er Jahren, der Kindesmissbrauch, Entführung und Errichtung eines Folterzentrums während der Diktatur nachgewiesen wurde. Kürzlich besuchte der thüringische Ministerpräsident Bodo Ramelow die Colonie und sagte seine Unterstützung zur Aufklärung der Verbrechen zu.