28 Asyl

gestern

Die Mehrzahl der politischen Gefangenen erlitt die Folter, an die tausende wurden ermordet. Vielen drohte die Todesstrafe im Rahmen einer Militärjustiz, die ihren Namen nicht verdient. Einige Solidaritätskomitees setzten alle Kraft darein, über diplomatische Beziehungen, die Freiheit der Gefangenen zu erwirken. In den meisten Fällen blieben diese Bemühungen erfolglos, da es ein bisher unaufgearbeitetes Gentlement Agreement zwischen der bundesdeutschen Regierung und der Militärjunta gab. Es einte sie ihr Antikommunismus, der unbedingt die Einreise der „linken Gewalttäter“ verhindern wollte.
Die Chile-Koordination Bonn, ein typisches Beispiel für die Vernetzung der diversen Solidaritätsgruppen einer Stadt oder Region in den70er Jahren, initiierte die bundesweite Kampagne, zum Tode verurteilten Chilenen in der BRD Asyl zu gewähren.
Asyl wurde am Anfang nur Menschen gewährt, die es in Chile in die deutsche Botschaft geschafft hatten. Ab 1973 stellte man seitens der BRD ca. 2500 Aufnahmeplätze bereit, von denen aber nur die Hälfte vergeben wurde, weil sich alle politischen Flüchtlinge aus Chile einer sog. Sicherheitsüberprüfung unterziehen mussten. Die meisten Flüchtlinge kamen ab 1975 zwar per Asylverfahren, aber nicht über das offizielle Kontingent in die BRD, bis zu Beginn der 80er Jahre etwa 4000 Chilen*nnen.

heute

Die Geschichte der Repression jeglicher Proteste ist

Foto: B. Imholz

lang. Der Zerschlagung der Unidad Popular durch das Militär konnte eine unbewaffnete Bevölkerung nichts entgegensetzen. Die Polizei als Militäreinheit in Chile organisiert hat eine lange Tradition in Repression und gewalttätiger Niederschlagung von Protesten. Seit 1983 gingen wieder Menschen auf die Straße, auch wenn es verboten war, um gegen die Militärdiktatur zu protestieren. Auch 2019 verfehlt der Einsatz von Wasserwerfern und Gummigeschossen nicht seine Wirkung. Dies ist die Geburtsstunde der „Primera Linea“, Männer und Frauen jeden Alters, die sich der Polizeigewalt entgegenstellen, damit die Demonstration laufen kann. Eine Welle der Solidarisierung ist spürbar und tausendfach dokumentiert. Der Preis ist hoch. Die Polizei zielt gnadenlos auf Augenhöhe mit ihren Gummigeschossen und viele verlieren ihr Augenlicht. Massenhaft bildeten sich Sanitätseinheiten, um den Verletzten zu helfen.