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Aus Anlass des 10. Jahrestags des Militärputsches organisierte der Initiativkreis Chile einen internationalen Kongress im Juni in Münster. Bei der Vorbereitung arbeiteten die Organisationen der chilenischen Linken, der Parteien im Exil und der Gewerkschaftsorganisation CUT sowie der deutschen Solidaritätsbewegung zusammen. Es gelang die mitunter schwierige Aufgabe, die gesamte chilenische Linke an der Mitarbeit zu beteiligen, und die Witwe Salvador Allendes, Hortensia Bussi de Allende für die Eröffnung zu gewinnen. Heinz Oskar Vetter, der damalige Vorsitzende des DGB und SPD Abgeordnete im Europa Parlament, hielt die Eröffnungsrede. Der Kongress war mit 1500 Teilnehmenden ein Spiegel der Solidaritätsbewegung, die nochmal einen Aufschwung erlebte durch Proteste in Chile im Sommer 1983. Daran knüpfte auch eine Kritik aus linksradikalen Kreisen sowohl am Kongress als auch an der Ausrichtung der Solidaritätsbewegung insgesamt an. Zu stark sei die Politik der UP und ihrer Parteien ins Zentrum gestellt. Die Proteste im Sommer hätten einen neuen Akteur zum Vorschein gebracht, der viel zu wenig Beachtung in der Reflexion des Widerstands gefunden hätte, die Pobladores, die Bewohner der Armenviertel. Die damaligen Probleme der Opposition und Perspektiven für die Zukunft hätten zu wenig Raum bekommen. Aus heutiger Perspektive eine kluge Beobachtung, denn die tiefgehende neoliberale Umstrukturierung der chilenischen Gesellschaft hatte nicht nur das gesamte System verändert, sondern auch die politischen Subjekte geprägt. Nur so ist es zu erklären, dass das Plebiszit zugunsten eines Regimewechsels 1989, die Kampagne für das NO, nur 56% der Stimmen erreichte, und das auch nur unter massiven Anstrengungen.