10 Fußball

gestern

Im Juni 1974 fand in der BRD die Fußballweltmeisterschaft statt. Die chilenische Mannschaft konnte sich qualifizieren, nachdem sich die sowjetische Mannschaft nach einem 0:0 beim Qualifikationsspiel in Moskau geweigert hatte, das Rückspiel im Nationalstadion in Santiago, das von der Junta als Folterzentrum genutzt wurde, durchzuführen. Daraufhin wurde die SU von der FIFA disqualifiziert. Während des Spiels BRD-Chile breiteten an die 800 DemonstrantInnen auf den Rängen riesige Transparente „Chile Si – Junta No“ aus. Während des Spiels Australien-Chile gelang es DemonstrantInnen mit einer riesigen chilenischen Fahne „Chile Socialista“ auf das Spielfeld zu stürmen. Aufgrund des Überraschungseffektes gelangte dies direkt auf die Bildschirme in Chile bis in die Gefängnisse der politischen Gefangenen.

heute


Fußball spielt wie in allen Ländern Südamerikas eine bedeutende Rolle. Die Zugehörigkeit zu einem der

Foto: B. Imholz

rivalisierenden Clubs in Santiago, entweder Colo Colo oder Universidad Catolica-Fan zu sein, ist vergleichbar mit Bayern München oder Borussia Fan bei uns zu sein. Ihre Unterstützung für die Anliegen der Protestierenden 2019 hatte Folgen. Zum ersten Mal seit dem Ende der Militärdiktatur konnte man am 11. September 2022 nicht nur die dort eingerichtete Gedenkstätte besuchen, sondern auch das Fußballfeld betreten. Dies war auch der Tatsache geschuldet, dass tausende von überwiegend jungen Menschen diesen Ort aufsuchten, um der Opfer und des Leids zu gedenken. Das Stadion hatte drei Monate lang nach dem Putsch als Konzentrations- und Folterlager der Militärschergen gedient. Ein Teil der Tribüne sowie der unterirdischen Gänge ist zu besichtigen und dient der historischen Erinnerung. Am 11. September 2022 kamen Zeitzeugen, Männer, die in „ihren“ Zellen über ihre Erfahrungen berichteten.